Palmen im Schnee in Vancouver – Rekordwinter in Kanada!
Freitag, 12.02.2021
von Ella Andersen
Freitag, 12.02.2021
von Ella Andersen
Palmen am schneebedeckten(!) Strand von English Bay in Vancouver und alle Provinzhauptstädte Kanadas gleichzeitig unter Gefrierpunkt!
Warum gab es dieses Phänomen bisher nur dreimal in den letzten hundert Jahren? Ist es im Winter nicht immer und überall eiskalt in Kanada?
Kaum zu glauben, aber klirrende Kälte und Schneegestöber gehören nicht im ganzen Land zum Winteralltag.
Die Provinzhauptstadt Victoria und die Metropole Vancouver an der Westküste Kanadas sind die glücklichen Gegenden, die in der Regel von den kalten kanadischen Wintern verschont bleiben. Hier sind Schnee und Minustemperaturen dank geographischer Lage und warmer Meeresströmungen eine Seltenheit. Man muss sich dafür nur die Palmen am Strand von English Bay anschauen!
Schon wenige Grad unter Null oder leichtes Schneerieseln führen zum Ausnahmezustand. Extrem-Wetterwarnungen, Schulschließungen, Streusalz-Panikkäufe und Verkehrschaos sind dann die Folge für diesen, vom Wetter sonst so verwöhnten, Teil Kanadas.
Nur zwei Stunden von Vancouver entfernt – der Coquihalla alias “Highway thru Hell”, einer der verkehrsreichsten und gefährlichsten Passstraßen Nordamerikas. Mit einem jährlichen Schneefall von mehr als 10 Metern, kommt es hier häufig zu Unfällen und Straßensperrungen. | Foto: © Peter Wolf
Die meisten Autofahrer an der Westküste besitzen weder Winterreifen noch das fahrerische Können, mühelos Schnee, Glätte und Matsch zu meistern. Die Zahl der Autos im Straßengraben nach einem Wintereinbruch spricht Bände.
Kein Wunder, dass Vancouver vom Rest des Landes belächelt wird. Dort, wo der echte kanadische Winter mit Schnee und Eiseskälte zum Alltag gehört; wo man bei minus 15 Grad noch in kurzer Hose unterwegs ist, bei minus 25 kaum eine Miene verzieht und erst bei minus 35 Erwähnung in den Nachrichten findet. Dort können natürlich diese abgehärteten Landsmänner über die “verweichlichten Westküstler” nur spöttisch feixen.
Der wenig beneidenswerte Rekord für die kälteste jemals gemessene Temperatur in Kanada geht an die einstige Ortschaft Snag im Yukon mit unglaublichen minus 63 Grad Celsius ohne Windchill!
Zur Verteidigung der Vancouverites (=Einwohner Vancouvers) muss man fairerweise sagen, dass der hier übliche regenreiche Winter auch bei milden 5 Grad plus, eine melancholische Nasskälte bescheren kann, die tief in die Knochen geht.
“Dafür habt ihr eine trockene Kälte und meist Sonnenschein, wir aber bedrückenden wochenlangen Regen und grauen Himmel”, sind dann die um Verständnis ringenden Gegenargumente der Westküstenbewohner.
Die West Coast Kids lieben die raren Schneetage. Sie stürmen beim Anblick der ungewöhnlichen weißen Pracht aufgeregt nach draußen. Schneeballschlacht und Rodeln – was für ein seltenes Vergnügen!
Kanadisches Winterwunderland! Num-Ti-Jah Lodge in den Rockies in Alberta, Canada. | Foto: © Peter Wolf
Alle paar Jahre schafft man es so auch in Vancouver, typisch kanadische Winterfotos inklusive Schneemann im Familienalbum zu verewigen. Vorausgesetzt man war schnell genug, bevor die ganze Pracht samt Frosty-the-Snowman schon wieder dahingeschmolzen ist.
Man kann an der Westküste mit der alljährlich wiederkehrenden neidvollen Witzelei ganz gut umgehen. Denn wenn sich der Rest des Landes noch durch drei weitere Monate kanadischen Winters kämpfen muss, beginnen hier derweil schon im Februar die Kirschblüten und Krokusse zu blühen! Wenn Calgary also noch Schnee schippt, ist Vancouver schon am Rasen mähen. Sorry, Calgary! (Im Übrigen kann es in den Rocky Mountains sogar im August schneien!)
Und falls man sich dann im März oder April doch noch einmal nach romantischer Winterlandschaft, Schnee und Skifahren sehnt, sind die Hausberge von Vancouver immer nur einen Katzensprung entfernt. Auch Whistler, eines der Top Skiresorts Nordamerikas, ist in weniger als zwei Stunden Fahrt zu erreichen.
Heute sind es jedoch für Vancouver rekordverdächtige minus 20 Grad Windchill. Das ist verdammt kalt, egal wie man es drehen und wenden mag. Eine Tasse Hot Chocolate mit Marshmallows klingt jetzt gut und vielleicht dazu den alten Ohrwurm-Klassiker unserer (Groß-) Eltern “Winter in Kanada”. (Kennen Sie den noch?)
Zeitiger Frühling in Victoria, während anderenorts im Land noch fleißig Schnee geschippt wird. Empress Hotel, Victoria, British Columbia, Canada | Foto: ©pr2is – Adobe Stock
Aber dieses Winter Feeling muss man hier schnell genießen, denn der Frühling steht schon in den Startlöchern und dann ist Schwitzen bei Gartenarbeit und Frühjahrsputz angesagt.
Oh, da sprießen ja schon die ersten Krokusse!
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