Bärensicherheit
Bären
Bärensicherheit in Kanada – Respektvoll reisen, Wildtiere schützen
In Kanadas Nationalparks leben sowohl Schwarz- als auch Grizzlybären. Mit dem richtigen Verhalten genießen Sie die Natur sicher – und helfen dabei, ihre Bewohner zu schützen.
Die Wildnis teilen – warum Bärensicherheit so wichtig ist
Eine Bärenbegegnung in freier Natur gehört für viele Besucher zu den eindrucksvollsten Erlebnissen in Kanada. Doch sie ist oft auch eine der meistunterschätzten Situationen. Bären gehen dem Menschen in der Regel aus dem Weg – aber unser Verhalten entscheidet darüber, wie sie reagieren.
Wer Bären versteht und weiß, wie man sich in ihrer Nähe richtig verhält, trägt aktiv zum eigenen Schutz und zum Erhalt dieser faszinierenden Tiere bei. Denn ein Bär, der sich an Menschen gewöhnt oder an Futter kommt, verliert häufig sein Leben. Abstand ist der beste Schutz – für beide Seiten.

Zwei Grizzlys überqueren gemächlich eine Parkstraße, während ein Besucher sie aus sicherer Entfernung vom geschlossenen Fahrzeug aus beobachtet – ein gutes Beispiel für respektvolle Wildtierbeobachtung.
Bärenbegegnungen vermeiden – der wichtigste Schritt
Die meisten Zwischenfälle entstehen, wenn ein Bär überrascht wird. Wer aufmerksam unterwegs ist, kann solche Situationen fast immer vermeiden.
- Machen Sie Lärm auf dem Weg. Klatschen, laut sprechen oder singen hilft – besonders in dichtem Wald, bei Wind, an Flussufern oder in Beerensträuchern. Bärenglocken allein reichen nicht.
- Wandern Sie in Gruppen. Bären meiden größere Gruppen, besonders vier oder mehr eng beieinander gehende Personen.
- Halten Sie Hunde an der Leine. Freilaufende Hunde können Bären provozieren und dann zum Halter zurücklaufen – eine gefährliche Situation.
- Vermeiden Sie Dämmerung und bleiben Sie auf markierten Wegen. Bären sind besonders in der Früh und am Abend aktiv.
- Achten Sie auf Spuren. Frischer Kot, umgeworfene Steine oder Kratzspuren an Bäumen – wenn Sie solche Zeichen entdecken, kehren Sie besser um.
- Verlassen Sie den Ort, wenn Sie einen Kadaver entdecken. Ein Futterplatz kann stark verteidigt werden.
Auch bei aller Vorsicht kann es passieren, dass Sie einem Bären begegnen – vor allem in Nationalparks. Wichtig ist dann, richtig zu reagieren.

Inmitten blühender Wiesen bietet sich ein seltener Anblick: Eine Grizzlymutter schützt ihre zwei Jungen – ein eindrucksvoller Moment ungestörter Wildnis. Copyright (c) 2019 ArCaLu/Shutterstock
Wenn Sie einem Bären begegnen
Keine Begegnung ist gleich, aber es gibt klare Grundregeln. Wichtig: Ruhe bewahren und die Situation einschätzen.
Wenn der Bär Sie nicht bemerkt hat:
- Bleiben Sie ruhig und machen Sie keinen Lärm.
- Ziehen Sie sich langsam und geräuschlos zurück.
- Versuchen Sie nicht, näher heranzugehen oder ein Foto zu machen.
Wenn der Bär Sie bemerkt hat:
- Keine Panik. Nicht schreien. Nicht weglaufen.
- Sprechen Sie ruhig und bestimmt – so erkennt der Bär, dass Sie ein Mensch sind.
- Ziehen Sie sich langsam rückwärts zurück und behalten Sie den Bären im Blick.
- Halten Sie Ihr Bärenspray griffbereit – nicht erst in letzter Sekunde suchen.
Wichtig: Niemals rennen. Das kann den Jagdinstinkt des Bären auslösen. Und lassen Sie Ihren Rucksack nicht fallen – er schützt Rücken und Nacken.
Wenn sich der Bär aufrichtet, schnüffelt oder sich neugierig verhält, bedeutet das meist: Er versucht Sie einzuordnen. Das ist nicht zwangsläufig aggressiv.
Wenn der Bär näherkommt
Kommt ein Bär auf Sie zu, geht es darum, sein Verhalten richtig zu deuten.
Verteidigendes Verhalten: Der Bär schützt Nahrung, Nachwuchs oder fühlt sich überrascht. Typisch sind Knurren, Schnauben oder ein Scheinangriff.
- Sprechen Sie ruhig.
- Vermeiden Sie Blickkontakt.
- Wenn der Bär angreift: stehenbleiben und Bärenspray einsetzen.
- Bei Kontakt: Tot stellen. Auf den Bauch legen, Beine auseinander, Hände über den Nacken. Still liegen bleiben, bis der Bär weg ist.
Neugieriges oder jagendes Verhalten: Der Bär folgt Ihnen, nähert sich langsam oder ohne Warnsignale. Sehr selten – aber gefährlich.
- Nicht tot stellen.
- Setzen Sie Bärenspray ein, wenn nötig.
- Verteidigen Sie sich aktiv: schreien, Steine oder Stöcke werfen, groß machen.
Für detaillierte Infos zur Anwendung, Lagerung und zum rechtlichen Rahmen empfehlen wir unsere Seite Bärenspray & Glöckchen.

Bär 122, liebevoll „The Boss“ genannt, ist einer der bekanntesten Grizzlys im Banff-Nationalpark. Mit einem Gewicht zwischen 270 und 320 Kilogramm gilt er als das dominante Männchen der Region. Besonders bemerkenswert: Er hat zwei Kollisionen mit Zügen überlebt und gilt als Vater eines beträchtlichen Teils der Grizzlypopulation im Park. Sein weitläufiges Revier erstreckt sich über die Nationalparks Banff, Yoho und Kootenay. Trotz seiner imposanten Erscheinung und Geschichte zeigte „The Boss“ nie aggressives Verhalten gegenüber Menschen. Seine zunehmende Bekanntheit bereitet Wildtierexperten jedoch Sorgen – denn sie geht oft mit mehr menschlichen Kontakten einher, was Risiken für beide Seiten birgt. Copyright (c) Colleen Gara, Tourism Alberta
Bären an der Straße – faszinierend, aber sensibel
In Parks wie Banff oder Jasper kommt es oft zu sogenannten „Bear Jams“ – wenn Bären direkt neben der Straße gesehen werden. Für Besucher ein Highlight, für die Tiere Stress pur.
Wenn Sie einen Bären am Straßenrand sehen:
- Langsamer fahren – am besten nicht anhalten. So geben Sie dem Bären Raum zum Leben.
- Wenn Sie anhalten, bleiben Sie im Auto. Warnblinker einschalten, kurz beobachten, dann weiterfahren.
- Blockieren Sie niemals die Straße. Was wie ein kurzer Fotostopp aussieht, kann den Bären aus seinem Lebensraum vertreiben.
- Halten Sie mindestens 100 Meter Abstand. Auch vom Auto aus gilt: Distanz ist Pflicht.
Je öfter ein Bär mit Menschen oder Autos in Kontakt kommt, desto mehr verliert er seine natürliche Scheu – und wird damit zur Gefahr. Viele solcher Bären werden eingefangen oder getötet.
Sicherer Abstand zu Wildtieren

Diese Grafik veranschaulicht empfohlene Mindestabstände: 100 Meter zu Bären, Wölfen und Pumas – 30 Meter zu Elch, Hirsch und Schaf. Abstand schützt Tiere und Menschen. (C) Parks Canada
Was eine Bärenbegegnung für das Tier bedeutet
Viele Besucher nehmen nur ein Foto mit nach Hause – der Bär nimmt vielleicht eine Verhaltensänderung mit. Und die kann gefährlich werden.
Ein Bär, der sich an Menschen gewöhnt, wird wahrscheinlicher:
- in Orte oder Zeltplätze eindringen
- überfahren werden
- getötet werden, um die öffentliche Sicherheit zu wahren
Distanz halten schützt also nicht nur Sie – sondern trägt aktiv zur Erhaltung der Wildnis bei.

Ein Schwarzbärenjunges klammert sich hoch oben an einen Baum – instinktiv Schutz suchend. Anders als Grizzlys sind Schwarzbären ausgezeichnete Kletterer.
Was Sie zum Schutz der Bären beitragen können
Verantwortungsvolles Reisen heißt, die Wildnis so zu hinterlassen, wie Sie sie vorgefunden haben:
- Nutzen Sie offizielle Wanderwege
- Niemals Bären füttern – auch nicht indirekt
- Beachten Sie Wegsperrungen und Warnungen
- Bleiben Sie im Auto bei Straßensichtungen
- Informieren Sie auch andere Reisende
Selbst gut gemeinte Neugier kann für ein Wildtier langfristige Folgen haben.